Die Klimabewegung hat viele Gesichter. Hier stellen wir euch einige Persönlichkeiten vor, die sich voller Energie für den Wandel
einsetzen.
Die Interviews führte Nadja Bleuler.
Wir haben uns heute mit Sabina Ruff austauschen dürfen. Sabina konnte mit uns für einmal einen etwas anderen, aber wie wir finden, sehr wichtigen Blickwinkel auf das Thema Entwicklung im urbanen Raum teilen.
Sabina ist unter anderem Mandatsträgerin der Stiftung Hopp-la, die Gemeinden, Städte und Quartiere berät und dabei unterstützt, intergenerative und biodiverse Begegnungsorte zu entwickeln. Sie ist Expertin in Sachen Partizipation und Begleitung von Entwicklungsprozessen. Sie verfügt viel Erfahrung mit der Einbindung der Bevölkerung in planerische Prozesse in Quartieren, Städten und Gemeinden.
Die Gesundheit aus einer umfassenden, also nicht nur aus individiueller, sondern auch aus sozialer Perspektive, liegt ihr besonders am Herzen. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass diese stark mit der Selbstwirksamkeit und der Möglichkeit, seine eigene Umwelt und Lebenswelt zu gestalten, zusammenhängt. Und da landet man, sagt sie, ganz schnell beim Thema Partizipation.
Verein Stadtgrün
Offensichtlich besteht ein Bedürfnis der Bevölkerung nach Mitsprache bei der Gestaltung der Lebenswelt und dem öffentlichen Raum. Was ist deine Erfahrung mit diesem Thema Sabina? Wo harzt es?
Sabina
Die Gestaltung der eigenen Lebenswelt ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheit aus einer umfassenden Sicht und Voraussetzung für mehr Lebenszufriedenheit. Leider tun sich Verwaltungen schwer, die Bevölkerung und deren Bedürfnisse zu berücksichtigten und führen vor allem die formalen Formen von Mitsprache durch, die im Gesetz verankert sind. Da planerische Prozesse, wie sie in der Raumplanung festgelegt sind, extrem langfristig ausgelegt sind, bilden diese gesellschaftliche Bedürfnisse nicht ab. Dabei wissen die Menschen ganz genau, was sie von ihrer Lebenswelt und dem öffentlichen Raum erwarten, auch hinsichtlich Grün und Klima. Ich habe die Haltung, dass jeder Mensch in seiner unmittelbaren Lebenswelt Expert:in ist.
Verein Stadtgrün
Was wünscht sich denn die Bevölkerung gemäss Deiner Erfahrung?
Sabina
Der Wunsch nach vielfältigem, biodiversen Grünraum rangiert oft an oberster Stelle. Andere Elemente wie die Entwicklungsfähigkeit des öffentlichen Raums über die Zeit – im Gegensatz zum von Anfang an «fertig gebauten» öffentlichen Raum – und der öffentliche Raum als intergenerativer Begegnunsort sind ebenfalls wichtig. Leider wird dieser Wunsch nach wie vor stark vernachlässigt und trotz einzelner Initiativen noch zu zögerlich und zu punktuell angegangen. Das können wir uns unter den Bedingungen der Klimaveränderung schlicht nicht mehr leisten.
Verein Stadtgrün
Was könnte die Verwaltung besser machen aus Deiner Sicht?
Sabina
Die Verwaltung sollte sich nicht scheuen, die Bevölkerung einzubinden. Sie sollte deren Bedürfnisse berücksichtigen und Begrünungsprojekte nicht mit formalistischen Einwänden um Jahre hinauszögern, vor allem wenn sie machbar sind. Klar gibt es immer Herausforderungen, wie beispielsweise Tiefgaragen und Leitungen im Boden, die das Pflanzen von grosskronigen Bäumen erschweren, aber dann sind Alternativen zu suchen wie z.B. das Pflanzen von Büschen, das Anlegen von begrünten Pergolen, Dachgärten und die Begrünung von Fassaden. Es braucht eine mutige Politik und eine visionäre, innovative und bevölkerungsnahe Verwaltung, die konkrete Massnahmen umsetzt, um dem Bedürfnis nach vielfältigem Grünraum Rechnung zu tragen.
Verein Stadtgrün
Liebe Sabina, vielen Dank, dass du deine Sichtweise heute mit uns geteilt hast.
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf
Heute haben wir uns via Zoom mit Roman Weder ausgetauscht. Er ist ursprünglich Bauzeichner, seit sieben Jahren in einem Bauökonomieunternehmen in Zürich als Projektleiter tätig und hat sich im Rahmen seiner Masterarbeit in Bauökonomie an der Hochschule Luzern im Frühling 2020 mit einem «grünen Baukasten» für Immobilienprojekte befasst. Die ökologische Umgebungsgestaltung von Gebäuden ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Verein Stadtgrün
Roman, danke, nimmst Du Dir Zeit. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich mit dem «grünen Baukasten» für Gebäude zu befassen?
Roman
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Bauökonom fiel mir auf, dass häufig bei der Umgebungsgestaltung gespart wird, obwohl dies gar kein grosser Kostenfaktor ist. Bei einem Neubau macht der Bau selbst rund 70 - 80 Prozent der Kosten aus, jene der Umgebungsgestaltung dabei in der Regel nur etwa 4 Prozent. Die Planung der Umgebung erfolgt zudem meist gegen Schluss eines Projektes und oft wird versucht, dann noch zu sparen. In Anbetracht des geringen Kostenanteils ist das Sparpotentials jedoch gering. Hinzu kommt ein mangelndes Interesse und Know-How der Verantwortlichen, beispielsweise sind die Landschaftsgärtner*Innen in ökologischen Fragen oft nicht vertieft ausgebildet. Und als übergeordnetes Problem: den Investoren fehlt das Verständnis für ökologische Fragen und den Planern für die Wirtschaftlichkeit.
Verein Stadtgrün
Was sind die Folgen davon?
Roman
In der Folge sind die Umgebungen von Neubauten oft von geringem ökologischem Wert und auch wenig attraktiv als Leben- und Aufenthaltsraum für Mensch und Tier. Eine gemeinsame Untersuchung des Bundesamtes für Umwelt und der Stiftung Natur- und Wirtschaft ergab, dass von allen Grünflächen in besiedelten Gebieten nur gerade 3 Prozent naturnah gestaltet sind, die anderen 97 Prozent sind Grünflächen von geringem ökologischem oder Biodiversitätswert, wie zum Beispiel englischer Rasen, Buchs oder Kirschlorbeer. Dadurch fehlen wichtige Rückzugsgebiete und Strukturmerkmale in bebauten Gebieten.
Das Problem wird noch verschärft durch den hoher Nutzungsdruck: Gebäude auf alten Parzellen mit ökologisch wertvollem Baumbestand werden abgebrochen, die Parzellen gerodet und dann verdichtet bebaut. Meist resultiert dabei viel Versiegelung und es wird häufig ein ökologisch wenig wertvoller neuer Pflanzenbestand angelegt.
Verein Stadtgrün
Was wünschst Du Dir, um diese Situation zu verbessern?
Roman
Mir fallen einige Punkte ein, wo man ansetzen könnte, die Situation zu verbessern. So würde ich mir wünschen, trotz Verdichtung alte Baumbestände besser zu schützen. Was die Gestaltung angeht, wünsche ich mir eine artenreichere Gestaltung mit mehr Bäumen und extensiveren Wiesen. Institutionelle Immobilienanleger sollten bereits in der Planung den Facility Manager einbinden, um nicht nur die Baukosten, sondern auch die Unterhaltskosten zu berücksichtigen. So würde man bei der Planung merken, dass eine ökologisch wertvolle extensive Wiese weniger Unterhalt braucht als der englische Rasen oder eine asphaltierte Fläche. Auf einen wirtschaftlichen Horizont betrachtet könnte man Geld sparen und ökologischer unterwegs sein, auch wenn man bis zur Inbetriebnahme vielleicht etwas mehr Geld für die Umgebungsgestaltung ausgegeben hat. Hinzu kommt, dass die zusätzlichen Kosten für eine biodiversere Umgebungsgestaltung minimal sind. Im Rahmen meiner Arbeit kam ich zum Schluss, dass diese im Schnitt zu Mehrausgaben von rund 4 Franken pro Quadratmeter führt, bei Kosten von normalerweise rund 170 – 200 Franken pro Quadratmeter. Diese 4 Franken dürften schnell amortisiert sein, wenn man bedenkt, was man dadurch gewinnt. Eine durchdachte, naturnahe Umgebungsgestaltung kann die Lebensqualität der Bewohner*Innen und die soziale Qualität als Begegnungsort steigern und zu einer tieferen Mieterfluktuation beitragen. Eine ökologischere Umgebungsgestaltung kann somit trotz leicht höheren Kosten am Anfang die Renditen von Gebäuden verbessern!
Und zuletzt würde ich auch begrüssen, wenn Labels wie der Minergiestandard nicht nur auf den Energieverbrauch abstellen, wie das heute mehrheitlich der Fall ist, sondern verstärkt eine naturnahe Umgebungsgestaltung in die Normierung miteinbeziehen, wie zum Beispiel vermehrt das SNBS Label.
Verein Stadtgrün
Danke für das aufschlussreiche Gespräch!
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf
Heute sprechen wir mit Luzia K. Rodriguez darüber, wieso ihre Begeisterung für Fassadenbegrünungen kaum Grenzen kennt.
Luzia ist die Gründerin von Kraut + Quer GmbH, einer Firma die sich erfolgreich auf Innen- und Aussenbegrünungen im urbanen Raum spezialisiert hat. Zu den bekannteren Projekten gehört der Garten im «Frau Gerolds Garten», den sie seit 8 Jahren gestaltet und begleitet. Luzia ist Umweltingenieurin und schloss vor kurzem einen CAS «Natur im Siedlungsraum» ab.
Verein Stadtgrün
Luzia, wie wir hören, bist Du ein grosser Fan von Fassadenbegrünungen. Wie kommt das? Strassenbäume sind doch auch toll -
zumal sie über die erwiesenermassen grösste Kühlwirkung verfügen?
Luzia
Das stimmt! Strassenbäume liebe ich genauso, allerdings finden diese in der Stadt sehr herausfordernde Bedingungen vor, v.a. wenn man zuvor gänzlich baumfreie
Plätze oder Strassenzüge neu bepflanzen möchte. Dort finden die Jungbäume in den mittlerweile stark vom Klimawandel geprägten heissen Sommern ein extremes, trockenes Klima vor. Zusätzlich leiden
sie meist unter stark begrenztem Platz für ihre Wurzeln sowie dem noch fehlenden Verbund mit andren Bäumen, wie sie dies in einem Wald vorfinden würden und der für das Überleben der Bäume sehr
wichtig ist, weil dieser unter anderem das Mikroklima günstig beeinflusst. Diese Faktoren erschweren ein gesundes An- und Heranwachsen der jungen Bäume stark. Unter solchen erschwerten
Bedingungen kann man mit Fassadenbegrünungen unter Umständen schneller gute Resultate erzielen.
Verein Stadtgrün
Jetzt sind wir aber gespannt. Was sind denn aus Deiner Sicht die Vorteile von Fassadenbegrünungen?
Luzia
Die Liste der Vorteile ist tatsächlich lang*. Eine Fassadenbegrünung isoliert die Fassade, indem sie verhindert, dass sich diese stark von der Sonne aufwärmt und
die Wärme dann wieder an die Umgebung abgibt. Die an der Fassade wachsenden Pflanzen isolieren jedoch nicht nur, sondern durch Transpiration der Pflanzen entsteht Verdunstungskälte, was die
Umgebung aktiv kühlt. Das wiederum steigert die Lebensqualität von Mensch und Tier und kann sogar das lokale Mikroklima für neue Strassenbäume verbessern und die zuvor genannten Herausforderungen
für Strassenbäume mildern. Beides ist bei den häufiger werdenden Hitzetagen und Tropennächten von hohem Wert. Eine Fassadenbegrünung bietet zudem Lebensraum für Tiere wie Insekten und Vögel und
fördert dabei die Biodiversität in der Stadt.
Verein Stadtgrün
Wieso werden denn nicht mehr solcher Fassadenbegrünungen realisiert? Wegen zu hoher Kosten?
Luzia
Möglicherweise ist dies ein verbreitetes Vorurteil und erklärt, warum wir diese nicht häufiger antreffen. Allerdings ist eine bodengebundene Fassadenbegrünung –
also Pflanzen, die im Boden wurzeln und die dann an der Wand oder an einer Rankhilfe emporwachsen – wenn sie bei einem Um- oder Neubau von Anfang an mit eingeplant wird, kostengünstig. Es müssen
aber einige Dinge beachtet und intelligent geplant werden, damit der gewünschte Erfolg erzielt und sich Pflegeaufwand und Kosten in Grenzen halten. Beispielsweise ermöglicht die Integration einer
Zisterne im Boden das Sammeln von Regenwasser vom Dach und die Filterung durch einen Feinstofffilter. Ein einfaches, günstiges System, wie das genannte Beispiel einer einfachen bodengebundenen
Begrünung mit Rankhilfe, ist dabei weniger störungsanfällig und pflegebedürftig als wandgebundene Begrünungsformen, wie beispielsweise modulare Begrünungsformen.
Ebenso sollten Pflanzen ausgewählt werden, die gut zu einem Standort passen und dort die für sie idealen Bedingungen vorfinden. So dürfte die Bepflanzung an einer
schattigen Nordfassade anders ausfallen als an einer viel wärmeren und trockeneren Südfassade. Zudem kann man auch schauen, welche Tiere vor Ort vorkommen und wenn möglich die Wahl der
Bepflanzung daran ausrichten oder mit entsprechenden Nisthilfen versehen. Und dann braucht es natürlich auch Geduld! Die Pflanzen müssen erst wachsen und es kann einige Jahre dauern, bis der
gewünschte Überwuchs erreicht ist. Beachtet man diese Punkte, ist eine Fassadenbegrünung realisierbar.
Eine Stadt wie Zürich sollte meiner Meinung nach eine mindestens schweizweite Vorreiterfunktion einnehmen. Angesichts der Innovationsfreudigkeit der Zürcher Privatwirtschaft erstaunt es mich, dass an den neu erbauten Stadtgebäuden kreative Gebäudebegrünungen fehlen.
---
* Vorteile von Fassadenbegrünungen:
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf
Corinne ist gelernte Hochbauzeichnerin und hat vor kurzem den CAS Natur im Siedlungsraum an der ZHAW abgeschlossen. Sie arbeitet in einem Architekturbüro, wo sie mit Bauleitungen sowie der Bearbeitung von Bauprojekten befasst ist. Zudem arbeitet sie einen Tag pro Woche im BirdLife-Naturzentrum Neeracherried. Sie hat die meiste Zeit auf dem Land gelebt und geniesst nun seit Kurzem das Stadtleben am Rand der Stadt Zürich.
Verein Stadtgrün
Mit Deiner beruflichen Expertise und dem CAS Natur im Siedlungsraum kennst Du Dich sowohl mit Bauen, als auch dem Thema Stadtökologie aus. Genau in diesem Schnittbereich siedelt sich das Anliegen
Stadtgrün an. Wo liegen hier die grössten Herausforderungen aus Deiner Sicht?
Corinne
Eigentlich handelt es sich um ein Anliegen, das viele teilen. Meiner Erfahrung nach fehlt es für die Umsetzung naturnaherer Gärten an
und um Gebäude und Wohnanlagen herum oder für Fassadenbegrünungen jedoch oft an Sensibilisierung, Bewusstsein oder dem nötigen Know-how bei den zuständigen Bauherren, Immobilienverwaltern oder
Hausabwarten. Zum Teil bestehen auch Ängste bezüglich hohen Kosten oder dem erwarteten Zusatzaufwand für die Pflege solcher Anlagen – die aber nicht unbedingt begründet sind. Oft fehlt vielleicht
auch nur der Mut, wenn rundherum alles clean und grau ist oder die schweizerische Ordnungsliebe steht dazwischen.
Verein Stadtgrün
Was denkst Du, wie kann man diese Hürden überwinden?
Corinne
Zum einen hilft es meiner Erfahrung nach, die richtige Person zu «packen» und mit einem
thematischen Aufhänger zu verbinden. Beispielsweise hatte ich eben die Gelegenheit, bei der Sanierung eines Bürogebäudes mitzuarbeiten, dessen alte Rolladenkästen der Vogelpopulation in einem
ansonsten weitgehend sterilen Quartier als Brutplatz dienten. Ich habe die sehr aufgeschlossene Bauherrin aufs Thema hingewiesen, informiert und Projektszkizzen gezeigt, mit dem Vorschlag, den
Vögeln mit einer bodengebundenen Fassadenbegrünung inklusive Nisthilfen an einer Giebelfassade einen alternativen Lebensraum zu bieten. Zum anderen hilft es, die Synergien einer solchen
Fassadenbegrünung aufzuzeigen: Diese isoliert das Gebäude – was Energie und Kosten spart, filtert die Luft, dämpft Lärm, bietet einen Naturerlebnisraum und gestalterische Elemente für Passanten
und Bewohner und kühlt den Aussenraum. Ebenfalls ist es empfehlenswert: Begrünungen von Anfang an in die Planung miteinzubeziehen, weil das die Planung stark erleichtert und im Zuge der gesamten
Bauarbeiten meist günstiger kommt. Auch fallen die Kosten für Fassaden- und andere Aussenbegrünungen im Verhältnis zu den gesamten Kosten eines Um- oder Neubauprojektes in der Regel kaum ins
Gewicht. So gesehen ist jeder Um- und Neubau eine riesige Chance, die man nutzen sollte! Aber selbstverständlich sind auch alle nachträglichen Massnahmen sehr wertvoll; denn für die Erhaltung der
Biodiversität zählt jede noch so kleine Aktion. Und für die Hitzeminderung gibt es ebenfalls etliche Möglichkeiten, die jederzeit umsetzbar sind. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere
Projekte, sei es am oder ums Haus, in der Stadt oder auf dem Land.
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf
Heute sprechen wir mit Zoe Stadler vom Verein Klimastadt Zürich über ihr Engagement und die positive Rolle der Begrünung bei der Anpassung an eine wärmere Stadt.
Zoe ist als Ingenieurin an der Hochschule Rapperswil tätig. Ihre Freizeit widmet sie zu einem grossen Teil dem Klimaschutz als Präsidentin des Vereins Klimastadt
Zürich und als Unterstützerin von verschiedenen anderen Projekten wie z.B. dem Klimapavillon auf dem Werdmühleplatz. Ausserdem ist Zoe Co-Präsidentin des Komitees der Initiative Stadtgrün.
Verein Stadtgrün
Welche Ziele verfolgt Ihr mit der Klimastadt?
Zoe
Unsere Ziele entsprechen denjenigen vom Klimastreik. Wir möchten, dass die Stadt Zürich eine
Vorreiterrolle im Klimaschutz einnimmt und die Treibhausgase bis 2030 auf netto null reduziert. Neben dem politischen Engagement haben wir uns auch zum Ziel gesetzt, die Klimabewegung in Zürich
zu unterstützen, indem wir die Vernetzung fördern. In diesem Zusammenhang ist auch das Projekt des Klimaraums entstanden. Dort arbeiten neben Klimastadt und Klimastreik auch andere
Klimaorganisationen wie Eltern fürs Klima, Klimagrosseltern und Klimaseniorinnen. Der Fokus von Klimastadt Zürich liegt mehrheitlich bei der Vermeidung einer stärkeren Klimaerwärmung. Doch auch
die Anpassung an den bisherigen sowie kommenden Klimawandel ist für uns wichtig. Hierzu braucht es mehr Effort, um die zahlreicher werdenden Wärmeinseln in der Stadt zu reduzieren.
Verein Stadtgrün
Was braucht es aus Deiner Sicht in der Stadt Zürich, um mit diesen Anliegen
weiterkommen?
Zoe
Als wichtigen Punkt sehe ich die Informierung der Bevölkerung über die Ursachen der bestehenden Wärmeinseln sowie die aktuell erwartete
Entwicklung. An manchen Stellen in Zürich werden bis 2050 bis zu fünfzig Hitzetage und Tropennächte pro Jahr erwartet! Dies ist eine Belastung für die Gesundheit, aber auch für die
Gebäudetechnik, da die Gebäude immer stärker gekühlt werden müssen. Für die betroffenen Orte soll die Stadt in Zusammenarbeit mit den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Geschäften in der
Umgebung geeignete Massnahmen erarbeiten. Und wo gesetzliche Grundlagen fehlen (z.B. bei der Fassadenbegrünung), sollen diese geschaffen werden. Und natürlich muss insbesondere bei Neubauten
darauf geachtet werden, dass diese den Wärmeinseleffenkt nicht zusätzlich verstärken.
Verein Stadtgrün
Welche Rolle spielt hier eine verstärkte Begrünung?
Zoe
Begrünung, gerade bei sogenannten Wärmeinseln, ist eine sehr wirkungsvolle Massnahme und hat den
positiven Effekt, mit der aktiven Kühlung der Umgebung, dem Schattenspenden und der Aufnahme des CO2 aus der Luft die Gesundheit des Menschen zu schonen. Vermehrtes Grün ist damit in der Stadt
sehr wünschenswert!
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf
Heute sprechen wir mit Eliane Suter über ihr Projekt «Züri Cool Down».
Eliane ist Geografin und Sicherheitsingenieurin, Gründerin der ubub (Umweltbildung & Umweltberatung), sowie Mitgründerin des Weblabs suter & partner. Im Zusammenspiel von Mensch, Umwelt & Technik fliessen ihre Erfahrungen in neue Konzepte der Umweltbildung. Ausserdem fördert sie den kreativen Umgang und die kritische Auseinandersetzung mit digitalen Medien.
Verein Stadtgrün
Worum geht es bei Züri Cool Down?
Eliane
Unser neuestes Projekt ist die Entwicklung eines interaktiven Web-Apps «Züri begrünt», mit deren
Unterstützung die StadtbewohnerInnen ihr Wohn- oder Arbeitsquartier begrünen, entsiegeln oder mit anderen kühlwirksamen Elementen, wie z.B. Brunnen, klimafreundlicher gestalten können.
Verein Stadtgrün
Was steht hinter der Idee? Was ist Eure Motivation?
Eliane
Städte wirken aufgrund ihrer verdichteten Bauweise als Wärmeinseln – ein Effekt, der durch den Klimawandel nachweislich verstärkt wird.
Begrünung ist eine der effektivsten Massnahmen, die Umgebung zu kühlen: Pflanzen spenden Schatten, sorgen für Verdunstungskälte und wirken isolierend. Alle die im Hochsommer gerne auf einer Wiese
unter einem Baum liegen, kennen das. Zusätzlich filtert Vegetation die Luft, dämpft Lärm, erhöht die Lebensqualität und ist gut für die Gesundheit!
Verein Stadtgrün
Wie geht es weiter? Was sind eure nächsten Schritte?
Eliane
Als nächstes möchten wir die Ideen der StadtbewohnerInnen, Quartiervereine, Genossenschaftsmitglieder und anderer Institutionen abholen. Die Partizipative
Wissenschaftsakademie der Universität Zürich/ETH beteiligt sich dabei im Rahmen eines Citizen Science-Projekts. Wir planen eine erste Fokusgruppe Ende Mai. Alle die gerne mitmachen und sich aktiv
bei "Züri begrünt" einbringen möchten, sind herzlich dazu eingeladen. Meldet Euch bei mir!
Als nächstes entwickeln wir die Web-App und suchen nach Wegen, damit es nicht bei der virtuellen Begrünung bleibt, sondern diese auch effektiv umgesetzt wird und
die BewohnerInnen tatsächlich von einer grüneren Stadt profitieren.
Hat dir das Interview gefallen? Diskutiere mit auf